Josef Mayr-Nussers Kindheit und Jugend fällt in eine Zeit, in der Südtirol im Machtbereich zweier Diktaturen liegt. 1922 kommt in Italien Benito Mussolini an die Macht. Seine Regierung entwickelt sich in wenigen Jahren zu einer Diktatur, die keine politischen und sprachlichen Minderheiten toleriert.

1933 steigt in Deutschland Adolf Hitler zum Führer auf. In kurzer Zeit wird jegliche Freiheit unterdrückt. Führerkult und Nationalismus ersetzen jedes Recht auf freie Meinungsäußerung. Der Wille des Führers gilt mehr als jedes Menschenrecht. Die Welt nähert sich so dem 2. Weltkrieg.

„Führer – es ist dies das große Wort heute, das Schlagwort, das die Massen packt und fortreißt. Alles schwört heutigen Tags aufs Führertum; in allen Bereichen des menschlichen Lebens, nicht nur den politischen allein, ruft man nach dem Führer. Die Masse als solche ist ja unfähig, sich selbst zu führen, sondern immer klammert sie sich an solche, die durch besondere Leistung aus ihr hervorragen. Nach all dem Chaos der ersten Nachkriegsjahre auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet erleben wir heute, mit welcher Begeisterung, ja vielfach mit welch blind-leidenschaftlicher und bedingungsloser Hingabe sich die Massen den Führern verschreiben. Was wir heute an Führerkult miterleben, ist oft geradezu Götzendienst. Umso mehr kann dieser leidenschaftliche Glaube an die Führer verwundern, da wir doch in einer Zeit stehen voll großartigster Errungenschaften des Menschengeistes auf allen Gebieten der Wissenschaft und Technik, in einer Zeit voll Skepsis, in der der Einzelne nichts gilt, sondern nur die Masse, die Zahl.“

(Ansprache zur Jungführer-Schulungstagung der Katholischen Aktion, 1936)

 


„Wie nahende Erlösung erschien es vielen, als die Kunde kam von einem Führer, mächtig und groß in Wort und Tat, der droben im Norden aufgestanden sei und seinem Volk Einigkeit und nationale Ehre wiedergeschenkt habe. Dieser Führer, so hieß es weiter, wolle alle jene zu einem einzigen großen Reich zusammenschweißen, die eines Blutes mit seinem Volke sind und dessen Sprache sprechen.

Das klang gewaltig, das klang verheißungsvoll, und wie zum Leuchtturm, der in finsterer Sturmesnacht den rettenden Hafen verkündet, so richteten sie ihre Augen nach jenem Mann, dem all ihre Hoffnungen galten. Er ward ihnen zum Abgott, von dem sie Errettung aus aller Not erwarteten.

Jahre sind darüber hingegangen, Jahre, in denen die Not unseres Volkes immer größer wurde, immer drückender, und düsterer denn je liegt die Zukunft vor uns. … Fast scheint es so, dass wirklich jenes Furchtbare über uns hereinbrechen muss, weil viele, allzu viele unseres Volkes anders nicht mehr wachzurütteln sind.“

(Ansprache beim Herz Jesu Fest, 1936)

Josef Mayr-Nusser

Anregungen für heute:

Was bedeutet für mich "Freiheit"?

Wovon möchte ich mich befreien und wofür möchte ich mich einsetzen?

Was sind die Götzen unserer heutigen Zeit?

„Einst gingen die Bäume hin, um sich einen König zu salben, und sie sagten zum Ölbaum: Sei du unser König! Der Ölbaum sagte zu ihnen: habe ich etwa schon mein Fett aufgegeben, das Götter und Menschen an mir ehren, und werde hingehen, um über den Bäumen zu schwanken? Da sagten die Bäume zum Feigenbaum: Geh du hin, sei unser König! Der Feigenbaum sagte zu ihnen: Habe ich etwa schon meine Süßigkeit und meine guten Früchte aufgegeben und werde hingehen, um über den Bäumen zu schwanken? Da sagten die Bäume zum Weinstock: Geh du hin, sei unser König! Der Weinstock sagte zu ihnen: Habe ich etwa schon meinen Most aufgegeben, der Götter und Menschen erfreut, und werde hingehen, um über den Bäumen zu schwanken? Da sagten alle Bäume zum Dornenstrauch: Geh du hin, sei unser König! Der Dornenstrauch sagte zu den Bäumen: Wenn ihr mich wirklich zu eurem König salben wollt, kommt, bergt euch in meinem Schatten! Wenn aber nicht, dann soll vom Dornenstrauch Feuer ausgehen und die Zedern des Libanon fressen.“

Ri 9,8-15

Lehramtliche Texte

Enzyklika von Pius XI. “Mit brennender Sorge über die Lage der Katholischen Kirche im Deutschen Reich vom 14. März 1937: „Wenn der von Uns in lauterer Absicht in die deutsche Erde gesenkte Friedensbaum nicht die Früchte gezeitigt hat, die Wir im Interesse Eures Volkes ersehnten, dann wird niemand in der weiten Welt, der Augen hat, zu sehen, und Ohren, zu hören, heute noch sagen können, die Schuld liege auf Seiten der Kirche und ihres Oberhauptes. Der Anschauungsunterricht der vergangenen Jahre klärt die Verantwortlichkeiten. Er enthüllt Machenschaften, die von Anfang an kein anderes Ziel kannten als den Vernichtungskampf.“

Enzyklika „Pacem in terris von Johannes XXIII. über den Frieden unter allen Völkern vom 11. April 1963: „Das bürgerliche Zusammenleben ist deshalb dann als gut geordnet, fruchtbar und der menschlichen Würde entsprechend anzusehen, wenn es auf der Wahrheit gründet, wie der Apostel Paulus mahnt: "Darum leget ab die Lüge, ein jeder rede die Wahrheit mit seinem Nächsten; denn wir sind Glieder untereinander" (Eph 4, 25).“

Apostolisches Schreiben „Evangelii gaudium von Papst Franziskus vom 24.11.2013: „Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht „Ausgebeutete“, sondern Müll, „Abfall“…. Um einen Lebensstil vertreten zu können, der die anderen ausschließt, oder um sich für dieses egoistische Ideal begeistern zu können, hat sich eine Globalisierung der Gleichgültigkeit entwickelt. Fast ohne es zu merken, werden wir unfähig, Mitleid zu empfinden gegenüber dem schmerzvollen Aufschrei der anderen, wir weinen nicht mehr angesichts des Dramas der anderen, noch sind wir daran interessiert, uns um sie zu kümmern, als sei all das eine uns fern liegende Verantwortung, die uns nichts angeht.“

Artikel und Links

Die Geschichte Südtirols zwischen 1918-1945: Dokumentationszentrum Siegesdenkmal - Link

Thementour zu historischen Stätten und Objekten in Bozen 1943-1945 - Link

Mein persönlicher Einsatz:

  • Missio - Link
  • Young Caritas - Link
  • Freiwilligenbörse Caritas - Link
  • Vinzenzverein - Link

Forum Prävention - Link

Pressefreiheit - Link

Wanderausstellung

Es gibt zwei identische Ausstellungen mit 10 Rollups, die über das Leben und die Aktualität von Josef Mayr-Nusser informieren.

Hier erhalten Sie zusätzliche Informationen zur Ausstellung.

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